Erstellte Beiträge von Team FOAM – Live e.V.

Hier findet ihr Beiträge, welche durch das Team von FOAM – Live e.V. oder durch externe Referenten erstellt wurde. Die Beiträge könnt ihr euch kostenlos als PDF – herunterladen.


Gerinnung bei Polytrauma
Vielen Dank an Dr. Heiko Lier für diesen Vortrag und das zur Verfügung stellen der Präsentation.


Das Akronym „MEDIS“

„Schon wieder ein neues Akronym in der Notfallmedizin?“ – Warum MEDIS Sinn macht

In der Notfallmedizin haben sich Akronyme etabliert, um wichtige Informationen strukturiert und effizient abzufragen – gerade dann, wenn es schnell gehen muss. Nun kommt ein weiteres hinzu: MEDIS. Aber brauchen wir wirklich noch ein Akronym? Die Antwort lautet: Ja, denn MEDIS hilft, die Medikamentenanamnese systematisch zu erfassen und dabei potenzielle Risiken zu erkennen, die durch Medikation oder deren Wechselwirkungen entstehen können.

Obwohl MEDIS insbesondere bei geriatrischen Patienten hilfreich ist, bei denen die Einnahme mehrerer Medikamente sehr häufig zur Routine gehört, profitieren auch jüngere Patientengruppen von einer präzisen Medikamentenanamnese. Unverträglichkeiten, Dosierungsfehler, Medikamentenwechselwirkungen und Einnahme anderer Substanzen können versteckte Ursachen für Beschwerden oder gar der Grund für die Klinikeinweisung sein.

Mit MEDIS erweitern wir den Buchstaben „M“ (Medikation) im bewährten SAMPLER-Ablaufschema und gestalten die Medikamentenanamnese noch präziser:

•   Medikamentenplan: Ist dies der aktuelle Medikamentenplan?
•   Ergänzungen und Einnahme: Gab es kürzlich Ergänzungen oder Änderungen? Wann war die letzte Anpassung? Wann wurden die letzten Medikamente eingenommen?
•   Dosierung und Compliance: Werden die Medikamente wie verordnet regelmäßig eingenommen?
•   Interaktionen: Gibt es potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Substanzen?
•   Substanzen und Unverträglichkeiten: Werden andere nicht verordnete bzw. verschriebene Substanzen zusätzlich eingenommen? Gibt es bekannte Unverträglichkeiten?

MEDIS geht also über eine einfache Medikamentenliste hinaus: Es erfasst die Art und Weise der Einnahme, mögliche Nebenwirkungen und Veränderungen, was letztlich entscheidend für die Diagnosestellung und das Management vieler Notfallpatienten sein kann.

Frailty erkennen – mit dem Akronym FRAIL

Ein weiteres oft unterschätztes Risiko bei älteren Patienten ist Frailty (Gebrechlichkeit). Frailty beschreibt nicht nur körperliche Schwäche, sondern auch eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber belastenden Einflüssen, die sowohl intern als auch extern wirken können. Diese Vulnerabilität erhöht das Risiko für Stürze, wiederholte Krankenhausaufenthalte und eine allgemein schlechtere Prognose. Daher ist es für die Notfallmedizin von Bedeutung, Frailty frühzeitig zu erkennen, um gezielte Maßnahmen einzuleiten.

Mit dem Akronym FRAIL lässt sich der Verdacht auf Frailty nach Fried et. al leicht erfassen:

•   Fatigue (Müdigkeit)
•   Resistance (Muskelkraft)
•   Ambulation (Gehfähigkeit)
•   Illness (Krankheiten)
•   Loss of weight (Gewichtsverlust)

Frailty beschreibt ein multidimensionales Syndrom, das durch Dysregulation in mehreren physiologischen Systemen entsteht, darunter das endokrine, immunologische oder muskuloskelettale System. Frailty ist dabei nicht gleichzusetzen mit Behinderung oder Multimorbidität und kann auch unabhängig davon auftreten. Ihr Erkennen ist von prognostischer Relevanz, denn es ermöglicht eine gezielte Behandlung und ggf. die Einbindung geriatrischer Expertise.

Ob bei der Medikamentenanamnese mit MEDIS oder der Frailty-Bewertung mit FRAIL – diese Ansätze helfen, die Versorgung von Notfallpatienten aller Altersgruppen zu verbessern. So wird sichergestellt, dass auch weniger offensichtliche Risikofaktoren und versteckte Ursachen für Beschwerden nicht übersehen werden.

Das Ganze gibts hier zum Download!


Patienten mit LVAD – System:

 

 

Ergänzung: Reanimation bei LVAD – Patienten

In seltenen Fällen kann es trotz der Unterstützung durch ein LVAD zu einer Reanimationssituation kommen. In solchen Situationen ist es wichtig, dass das Rettungsteam (impliziert Rettungsfachpersonal und das notärztliche Personal) gemäß den aktuellen Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation (CPR) handelt. Die Durchführung der Reanimation sollte ohne Verzögerung und nach den standardisierten Protokollen erfolgen.

Es ist jedoch wichtig , sich der speziellen Risiken bewusst zu sein, die bei LVAD-Patienten bestehen können:

  1. Dislokation des LVAD: Bei der Durchführung von Thoraxkompressionen besteht die Möglichkeit, dass Kanülen oder andere Komponenten des LVAD verschoben werden.
  2. Verletzungsrisiko: Aufgrund der bestehenden Implantate und körperlichen Gegebenheiten von LVAD-Patienten ist das Risiko von Verletzungen, wie Rippenfrakturen oder anderen thorakalen Verletzungen, erhöht.
  3. Beschädigung der Kanülen: Thoraxkompressionen können die Kanülen des LVAD beeinträchtigen, was zu weiteren Komplikationen führen kann.

Trotz dieser Risiken gibt es in der präklinischen Phase keine Alternative zur Durchführung der Reanimation. Die sofortige und effektive Anwendung der CPR bleibt die wichtigste Maßnahme, um das Überleben des Patienten zu sichern.

Ergänzung zum Thema Defibrillation bei LVAD-Patienten

LVAD-Patienten können auch durch Ansaugphänomene, QT-Verlängerungen und Myokardischämien Herzrhythmusstörungen erleiden. Selbst bei einem Kammerflimmern können solche Patienten ansprechbar sein und müssen somit eventuell nicht sofort defibrilliert werden.

Eile ist trotzdem geboten, denn das weitere Vorgehen sollte schnellstmöglich in Absprache mit der kardiochirurgischen Abteilung abgestimmt werden, insbesondere im Hinblick auf eine möglicherweise verschlechterte RV-Funktion.

Sollten eine Defibrillation oder eine externe Schrittmachertherapie notwendig sein, dann sollte dies durchgeführt werden.

Auch Herzrhythmusstörungen, die zu einer hämodynamisch relevanten Verschlechterung führen, sollten leitliniengerecht behandelt werden.

Zeichen dafür können beispielsweise eine Vigilanzminderung in Kombination mit einem LVAD-Fluss unter 1,5 l/min oder ein etCO2 unter 20 mmHg sein.

Fazit:

  1. Wenn der Patient reanimationspflichtig ist, sollten leitliniengerechte Thoraxkompressionen durchgeführt werden.
  2. Das Notfallmanagement bei LVAD-Patienten erfordert spezifische Kenntnisse und eine sorgfältige Abwägung der Risiken und Maßnahmen. Schulungen und ein enger Austausch mit der kardiochirurgischen Abteilung sind essentiell, um in Notfallsituationen optimal handeln zu können.
  3. Auch Herzrhythmusstörungen, die zu einer hämodynamisch relevanten Verschlechterung führen, sollten leitliniengerecht behandelt werden.

Für weiterführende Informationen empfehlen wir:

Pilarczyk, K., Boeken, U., Beckmann, A., Markewitz, A., Schulze, P. C., Pin, M., … & Michels, G. (2020). Empfehlungen zum Notfallmanagement von Patienten mit permanenten Herzunterstützungssystemen. Zeitschrift für Herz-, Thorax-und Gefaßchirurgie, 34 (3), 171-183.